22.Dezember

 22.Dezember

Du meine Güte, war das ein Adventssonntag gewesen. Alles begann wie jeden Sonntagmorgen mit einem gemütlichen Frühstück in der Küche. Es gab die berühmten Ole-Brötchen, fein säuberlich von Oma in Scheiben geschnitten, zu Kakao und Kerzenschein vom Adventskranz.

Emilia hatte sich erst geweigert, am Tisch Platz zu nehmen, weil sie Angst vor den brennenden Kerzen hatte. „Das fehlt mir noch, dass ich mir meine schönen Zöpfe versenge an den Flammen. Nein danke, so kurz vor Weihnachten habe ich keine Zeit, um noch zum Friseur zu gehen, damit der den Schaden behebt.“ Sie beruhigte sich erst, als Opa ein Glas Wasser zum Löschen bereit stellte. „Sowas sollte man sowieso immer parat haben, wenn man Kerzen anzündet!“ Opa erzählte von früher und wie er als Kind im Fernsehen jedes Jahr in der Weihnachtszeit einen Film dazu gesehen hatte. Ein Weihnachtsbaum ging in Flammen auf und wurde mit einer Sofadecke gelöscht, die man darüber warf. Das hatte sich bei ihm so gut eingeprägt, dass er beim Erzählen fast vergessen hätte, den Trollen zu erklären, dass man früher keine Lichterketten hatte und wirklich sehr genau aufpassen musste, wenn man die echten Kerzen am Baum entzündete. Die Trolle staunten ein wenig und Emilia meinte: „Ja, früher war so einiges anders als heute. In Leos Buch steht drin, dass am ersten Weihnachtsbaum Äpfel hingen und vergoldete Nüsse. Sowas hätte ich auch mal gerne.“
Opa sah sie an und sagte enttäuscht: „ Nüsse hätte ich ja zum Vergolden, aber leider keine Goldbronze dafür. Die hatte früher jeder Haushalt, damit wurde das Ofenrohr verschönert, wenn es anfing, hässlich zu werden. Ob es sowas noch zu kaufen gibt?“ „Das kann ich morgen für dich herausfinden, mein Lieber, und dann kannst du ja mit den Dreien hier morgen Abend noch Nüsse vergolden. Sieht sicher wunderbar aus zusammen mit den Strohsternen, die wir gebastelt haben.“ Oma hatte freudig erregt die Schachtel hervorgeholt, in der sie die Strohsterne aufbewahrt hatte. „Fehlt nur noch echtes Lametta!“ rief Opa ganz begeistert. Doch dann verzog er das Gesicht und erklärte den Trollen traurig, dass man diese Kostbarkeit nirgendwo mehr bekommen könne. Überall gab es nur glitzernde Plastikstreifen zu kaufen. Echtes Lametta glitzert viel mehr und man musste es jedes Jahr bügeln, damit die Streifen keine Knicke haben. Ole rief erstaunt: „Sag mal, macht ihr hier in der Eifel noch mehr solch verrückter Sachen wie Christbaumschmuck bügeln und Nüsse mit Ofenrohrlack anmalen? Ihr seid ja fast so lustig wie die Jólasveinar aus Island und die Trolle des Julemands am Nordpol. Muss an der Einsamkeit des Winters liegen, dass ihr auf solche Ideen kommt.“ Er schlug sich vor lauter Lachen auf die Schenkel und hatte dabei beinahe den Adventskranz vom Tisch geworfen. „Jetzt reicht es mir!“ rief Emilia aufgebracht und pustete die Kerzen einfach kurzerhand aus. „Genug Advent und Lichterglanz! Ich habe Hunger und will gefahrlos frühstücken.“


Da meldete sich Oma zu Wort: „ Frühstück ist eine gute Idee und echtes Lametta gibt es garantiert noch auf dem Dachboden in einer der Kisten von früher.“ Opas Augen bekamen einen verträumten Glanz. Er vergaß das Messer mit der Butter in seiner Hand und träumte augenscheinlich von seinen Kindertagen. Oma nahm es ihm aus der Hand und strich die Butter auf sein Brötchen.
„Schatzi, iss dein Brot, dann können wir früher auf den Dachboden. Du musst mir helfen, damit ich an die hinteren Kisten herankomme.“ Er schaute sie verwirrt an und hatte ein wenig Mühe, aus seinem Kindertraum aufzuwachen. Die Trolle schüttelten sich vor lauter Lachen über ihn. Ole, diese Vorwitznase, konnte es sich natürlich nicht verkneifen, ihn aufzuziehen.
„Opa träumt vom Bügeleisen und Lametta!“ rief er lachend. „Oh nein, mein Lieber, davon wirst du heute Nacht träumen, wenn du fertig bist mit Bügeln. Das ist deine Aufgabe für heute, sobald ich es gefunden habe.“ Ole verzog das Gesicht und murmelte was von : Frauensache, unter meiner Würde, keine Lust, hab zu tun. Da war er aber bei Oma an der richtigen Adresse. „Mein lieber Herr Nisser, wer so vorlaut ist, kriegt immer die schönsten Aufgaben. So ist das bei uns in der Eifel eben!“ Ole nickte ergeben und Emilia bot sich an, ihm behilflich zu sein, wenn sie dafür auch ein wenig von diesem edlen Lametta bekommen könne. Sie beendeten ihr Frühstück in Ruhe und danach ging es gemeinsam auf den Dachboden.
Oma und Opa schoben und räumten Kisten und Schachteln herum und fanden immer neue Dinge aus früheren Jahren. Die Trolle erkundeten derweil diesen Teil des Hauses und fanden allerlei alte Spielsachen und ein weiteres altes Puppenhaus. Beim Anblick der Weihnachtskrippe rief Ole: „Opa, wer wohnt denn da in der Ruine? Das müssen aber arme Leute sein!“

Opa grinste: „Ole, das Weihnachtsevangelium lese ich immer am
24. Dezember vor und du wirst dann alles erfahren, was du noch nicht weißt darüber. Bis dahin must du dich noch gedulden.“ Ole sah ihn enttäuscht an: „Ach Opa! Gestern schon, als ich mit Leo und Britta und Lovis die kleine Welt bei den Urgroßeltern erkundet habe, wollte niemand mir sagen, was ihr damit vor habt. Das ist gemein. Ich will doch so gerne alles über eure Bräuche wissen, weil ich doch ein Eifeltroll werden will.“


Leo zog ihn beiseite und erklärte in kurzen, knappen Worten, das man die Geschichte der Weihnacht nachbaut und es Krippe nennt. Sowas hatte Ole ja noch nie gehört. Nun verstand er auch, was es mit diesen Figuren auf sich hatte, die er mit Leo gemeinsam abgestaubt hatte und die nun im Wohnzimmer im Bücherregal standen. Oma sagte, sie müsse noch ein paar Figuren restaurieren….sie meinte wohl kleben. Da war der ein oder andere ein wenig kopflos geworden übers Jahr. Nachdem Oma und Opa genug in ihren Erinnerungen und Kisten gekramt hatten, entstand im Wohnzimmer ein heilloses Durcheinander. Opa schleppte den riesigen Tannenbaum herein und Oma kommandierte ihn herum. „Nein, ein wenig mehr nach links drehen! Das war zu viel! Oh nein, er sieht von rechts so kahl aus, dreh mal ganz anders herum.“ Opa tat geduldig, was sie tat und grinste sich eins. Alle Jahre wieder summte er und das hatte nichts mit dem Fest zu tun. Die Trolle krabbelten durch sämtliche Kisten und entdeckten immer neue schöne Weihnachtsdekoration. Einiges davon hätten sie gerne für sich gehabt und Ole rief dann auch aus den Tiefen eines Kartons:
„Oma, sind das meine Geschenke hier? Und diese kleinen Holzfiguren hier, darf ich die haben?“


Emilia wurde rot und schämte sich ein wenig für seine Dreistigkeit. Als Oma aber sagte:
„Bedient euch, es ist Weihnachten“, nahm sie all ihren Mut zusammen und bat um ein paar winzige Kugeln, die in einer Schachtel herum kullerten. Sie rief nach Leo und bat ihn, doch bitte den Wäschekorb aus der Stube zu holen, damit sie ihre Schätze da hinein packen könne. Leo hatte gerade eine gläserne Trompete entdeckt und versuchte, ihr einen Ton zu entlocken. Er legte sie vorsichtig bei Seite und tat, um was Emilia ihn gebeten hatte.



Oma war endlich zufrieden mit Weihnachtsbaum und Opa begann, die Lichterkette im Baum zu befestigen. Danach hatte Oma eine ganze Weile damit zu tun, die Kugeln und Strohsterne gleichmäßig zu verteilen. Als sie, zufrieden mit ihrem Werk, vor dem Baum stand, fiel ihr das Lametta wieder ein. „ Sieht ja schon gut aus, das Bäumchen, aber wenn Ole dann endlich mal bügeln geht, dann können wir ihn im ganzen Glanz bewundern.“ Ole schaute aus einer Schachtel hervor, die er gerade eingehend untersucht hatte und murrte: „Ja ja , schon gut, ich mach ja schon.“ Opa fand, für heute sei es genug und das mit dem Lametta würde ja bis morgen dauern, drum sei für heute Feierabend mit Weihnachtskram. „Ein feines Abendessen wäre jetzt angebracht, finde ich. Oma, was kochst du denn heute?“
„Überraschung“, rief Oma. „Eines deiner Leibgerichte: Es gibt Bratwurst mir Wirsing und Kartoffeln.“ Die Trolle riefen wie aus einem Mund: „Sind wir eingeladen?“ Oma lachte und nickte dazu. Sie lief in die Küche an den Herd und bald duftete es herrlich im ganzen Haus. Ole hatte wirklich angefangen, das Lametta zu bügeln und Leo und Emilia legten jeden Faden, der wieder glatt und glänzend war, auf ein Tablett auf dem Küchentisch.





Opa schaute zu und sinnierte darüber, wie seine Mutter diese Arbeit früher erledigt hatte. Er erinnerte sich daran, dass sie manchmal keine Zeit dazu hatte und das Bündel dann vorsichtig um das heiße Ofenrohr herumgezogen hatte. Perfekt war das nicht geworden, aber es hatte reichen müssen und war viel schneller gegangen. Nun ja, sie hatte ja auch keinen Hausnisser gehabt, der ihr

helfen konnte. In seine Gedanken hinein sagte Oma: „ Schatz, kannst du den Tisch decken? Ich wäre dann soweit mit dem Essen.“ Ole stellte erleichtert seufzend das Bügeleisen ab und flitzte quer über den Tisch auf seinen Platz. „Bügeln macht hungrig“, rief er und rieb sich den Bauch.

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