1.Dezember

  1. Dezember

Gestern war die Hölle los. Oma rannte Trepp auf und Trepp ab durchs Haus, schleppte Schachteln herbei, putzte Fenster und wusch Gardinen. Kommoden wurden abgeräumt und verschoben und Opa trug Tannenzweige ins Haus, die wunderbar dufteten.
Ole Nisser, der Haustroll der beiden, war überall im Weg und wurde kurzerhand dazu verdonnert, auch sein Haus zu putzen. Es sei schließlich morgen der erste Advent und da müsse alles tipp topp sein. Mürrisch verzog er sich also in Omas alte Puppenstube, die er im Sommer bezogen hatte, als es ihn auf ungewöhnliche Weise in die Eifel verschlug.

Aber das ist eine andere Geschichte und gehört hier nicht hin. Lustlos fegte er seine Stube aus, räumte hier und da ein wenig Kleinkram beiseite, den er wohl unachtsam hatte liegen lassen und setzte sich dann abwartend in seine Küche.
Oma kam ins Wohnzimmer geflitzt, stellte einen Karton ab und meinte: „Ole, so wird das nichts mit Advent im Haus. Freust du dich denn nicht auf diese schöne Zeit? „ Schöne Zeit!“ knurrte er „Was ist schön daran, das ganze Haus auf den Kopf zu stellen?“ Oma zog sich einen Stuhl herbei und ließ sich darauf plumpsen. Sie schaute Ole schmunzelnd an und begann damit, ihm etwas über die Englein zu erzählen, die nun täglich ums Haus fliegen und dem Christkind und dem Nikolaus ganz genau berichten, was in den Häusern vorgeht und wo es etwas zu verbessern gibt.
„Na und?“ meinte Ole „und was hab ich damit zu tun?“ „ Na hör mal!“ Oma konnte nicht glauben, was sie da gehört hatte. „Willst du denn keine Geschenke haben vom Nikolaus am 6.Dezember und zu Weihnachten vom Christkind? Es hängt doch alles davon ab, was die Englein berichten und was ins goldene Buch geschrieben wird!“
Ole verstand die Welt nicht mehr. Putzen muss man, aufräumen, wenn man sich was wünschen möchte? Komische Sitten in der Eifel…



Nach einigen Minuten Bedenkzeit meinte er dann: „Oma, ich möchte dann bitte doch gern Wasser und Putzmittel haben. Ach ja und ein wenig Möbelpolitur bitte auch.“ Oma schöpfte ihm mit dem Deckel ihrer Putzmittelflasche ein wenig Wasser aus ihrem Eimer und stellte ihn dann mitten in Oles Küche. Das gab ein Geplansche und Gematsche als er mit dem Wischmopp durch die Zimmer tobte und zum guten Schluss musste doch Oma mit einem großen Tuch alles trockenwischen, weil er nicht genug alte Lappen besaß.
Seine Puppenstube blitzte und blinkte hinterher wie neu und man hätte nicht meinen sollen, dass dort schon länger ein Troll haust.
„Fertig!“ rief Ole so laut er konnte und zeigte stolz auf sein Werk. Halt nein, nicht fertig, die Möbelpolitur fehlte ja noch. Oma hielt ihm eine Mandarine entgegen und sagte: „ Hier mein Lieber, nimm davon ein Stück Schale und reibe mit der Außenseite über deinen Tisch.“ Gesagt, getan! Er puhlte ein Stückchen ab und sofort kam ihm ein wunderbarer Duft entgegen. „Uih! Da wird mein Haus aber gut riechen die nächste Zeit.“ Oma erklärte ihm etwas über die ätherischen Öle in der Schale und zeigte ihm dann, was schon ihre Omi mit solchen Schalen gemacht hatte. Sie schnitt die Hülle einer Mandarine streifenweise ein, von oben nach unten, bis kurz vorm anderen Ende und hob vorsichtig das Fruchtfleisch heraus um es aufzuessen.
„Sieht ein bisschen aus wie eine Blume“ meinte Ole und schnupperte daran. Oma nahm einen kleinen Teller, dekorierte ihn mit einem Tannenzweig und legte die Mandarinenblume darauf. Dann kam noch schnell ein Teelicht hinein und wurde angezündet.
Es sah nicht nur wunderschön aus, es roch auch noch viel besser als ohne Kerze. Schnuppernd kam Opa ins Wohnzimmer und meinte: „ Wie gemütlich! Da würden doch jetzt ein feiner Tee und ein paar Plätzchen prima passen.“ Er zwinkerte Oma zu und verschwand in die Küche. Ole hüpfte in seine eigene, blitzeblanke Küche und kramte in seinen Schränken. Im Nu standen Teetasse und Tellerchen auf dem frisch polierten Tisch. Er war sich sicher, dass er nicht leer ausgehen würde.
Als Opa mit dem Tee und den Plätzchen aus der Küche zurückkehrte, wurde es richtig weihnachtlich in der Stube. Oma schnupperte am Tee und rief: „ Mein Lieblingstee: Apfelschale mit Zimt!“ Dann goss sie jedem etwas ein und reichte den Teller mit den Plätzchen herum. Wie froh war Ole, als er feststellte, dass es auch für ihn einen zerbrochenen Keks gab. Er nahm eine kleine Ecke davon und legte sie auf seinen Teller. Mehr hätte nicht gepasst. Dann biss er herzhaft hinein. „Lecker“ murmelte er kauend und nippte an seinem Tee. „Oh ja, wie früher bei uns zu Hause!“ Opa wischte sich die Krümel aus dem Bart und meinte, man müsse aber jetzt doch endlich weitermachen. Da ging das Gewusel von vorne los und Ole schüttelte den Kopf.
Er war fertig für heute ……. dachte er! Rums machte es hinter ihm in seiner Küche und eine Staubwolke wirbelte durchs ganze Haus. Oma hatte ihm mit Schwung eine Schachtel in die Küche gestellt und war schon wieder verschwunden.
Ole zerrte und schob so gut er konnte, um die Kiste aus der Küche zu schubsen, da sprang der Deckel auf.
Neugierig wie Trolle nun einmal sind, hüpfte er hinein um den Inhalt zu erforschen. Vergessen war der Ärger über den Staub im Haus. So viele unbekannte Dinge fanden sich dort und er bugsierte eins nach dem anderen vorsichtig aus der Kiste heraus auf seinen Tisch. Da waren Sterne aus glänzendem Stroh, bunte Kugeln, nicht größer als die Kirschen des Sommers und viele kleine bunte Holzfiguren, die man prima im Haus verteilen könnte. „Oma! Ist das alles meins?“ rief er freudig, als sie gerade wieder den Raum betrat. „Ja, du darfst dein Haus damit weihnachtlich dekorieren, wenn du möchtest.“ und schon war sie wieder hinaus geflitzt. Das ließ er sich nicht zweimal sagen und war die nächsten Stunden damit beschäftigt, sein Haus zu verschönern. Als auch das letzte Teil auf dem richtigen Platz stand, fiel er hundemüde in sein Bett und war auch sofort eingeschlafen. Oma deckte ihn lächelnd zu und machte das Licht aus.





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