16.Dezember


16.Dezember


Jemand rüttelte an Ole, der tief und fest schlief. Er zog sich die Decke über den Kopf und drehte sich zur Wand. Doch dann wurde er schlagartig wach und schaute sich nach dem Störenfried um. Blaue Haare, Trollohren und genau so grün wie er selbst. „Leo! was willst du denn hier? Noch dazu mitten in der Nacht?“ „Es ist halb sieben, nicht mitten in der Nacht. Ich muss dich dringend was fragen. Warten geht nicht.“ Leo trat von einem Bein aufs andere und Ole begriff: Er hatte ein Problem. „Sag schon, wie kann ich dir helfen? Scheint ja dringend zu sein.“ Leo sah ihn bittend an: „ Darf ich dein Klo benutzen, wir haben ja keins. Bis gestern konnte ich ja einfach nach draußen gehen, aber alle Türen sind zu. Bitte!“ „Na klar doch. Los, Lauf nur! Wir reden später drüber.“ Den letzten Teil des Satzes redete er schon gegen eine geschlossene Badezimmertür. Ole stand endgültig auf und machte ausnahmsweise einmal sofort sein Bett, ins Bad konnte er ja nicht. Er machte sich auf den Weg nach unten und begann damit, ein kleines Frühstück vorzubereiten. Kurz darauf stand Leo im Türrahmen und bedankte sich höflich. „Entschuldige, dass ich dich so früh geweckt habe. Ich wusste mir keinen anderen Rat.“

„Schon in Ordnung, hätte ich ja gestern schon dran denken können.“ Ole goss zwei Tassen Tee ein und lud ihn ein, Platz zu nehmen. „Wir müssen mal mit Oma reden. Eure Möbel sind ja auch noch in Nachbars Garten und noch so einiges andere, was ihr sicherlich braucht. Sie kann sicher mal mit uns in den Garten dort gehen und die Sachen abholen. Und wegen eines eigenen Bades müssen wir auch mit ihr überlegen. Es stört mich ja nicht, wenn ihr meins benutzt, aber falls es mal nachts nötig wird, dann müsst ihr im Dunkeln über die Treppe. Mir wäre das zu gefährlich.“ Sie hatten beide nicht bemerkt, dass Oma schon länger in der Türe zum Wohnzimmer stand und ihnen zuhörte. Erschrocken fuhren sie bei ihren Worten zusammen. „ Du meine Güte! Wie konnte ich das nur vergessen? Irgendwo muss ich noch ein Badezimmer für eine Puppenstube haben. Und einen neuen Herd braucht ihr ja auch.“ „Guten Morgen“, riefen die Zwei ihr entgegen und dann verstand sie kein Wort mehr. “Haben einen Herd, abholen beim Nachbarn, Traktor, Anhänger, Emilia fragen……“ „Halt! Halt! Einer nach dem Anderen, so wird das nichts. Leo, hole bitte deine Frau und wir sehen uns in der Küche zum Frühstück.“ Sie hielt ihnen ihre Hand entgegen und trug Leo zur Treppe und Ole wurde auf den Küchentisch gebracht. Rasch richtete sie das Frühstück und als Leo und Emilia in der Küche erschienen, eröffnete sie den Familienrat. Aus all dem Gerede hört sie nur heraus, dass die Drei zum Nachbarn wollten um den Umzug komplett zu machen. Oles Traktor sollte dabei zum Einsatz kommen und auf den Anhänger würden die Möbel sicher alle passen. Sie telefonierte also mit dem Nachbarn und verabredete sich zum Tee dort. Die Drei wollten heimlich hinter ihr her in den Hof und gleich bis zum Himbeerwald durchfahren. Bis dahin aber wollte sie das Badezimmer für die Beiden einrichten und noch einmal in ihrer Wunderkiste schauen, ob es dort weitere brauchbare Sachen gab. Emilia meinte, sie wollte einmal gründlich in den Ecken Staub wischen und die beiden Herren verkündeten, dass sie Brennholz holen wollten für Emilias Herd. Der Vormittag verging wie im Flug und um halb drei fuhr Ole mit dem Traktor in Omas Küche und rief: „ Da sind wir! Es kann losgehen.“ Ein wenig zu früh war er ja schon, aber bis alle aufgestiegen waren und einen sicheren Halt gefunden hatten, verging noch ein wenig Zeit. Oma verpackte noch rasch ein paar Weihnachtskekse, die sie als Gastgeschenk mitnehmen wollte und los gings.


Der Traktor rumpelte fröhlich die Straße hinunter bis genau vors Tor der Nachbarn. Oma bedeutete Ole, dass er doch bitte so stehen bleiben solle, dass die Nachbarin ihn nicht sehen konnte, wenn sie die Tür öffnete. Sie klingelte und nach einer Weile hörten sie, wie der dicke Schlüssel sich im Schloss zweimal drehte und die Nachbarin Oma begrüßte. Die beiden redeten noch ein paar Worte, bevor Oma in den Innenhof trat und genau so lange brauchte Ole um den Traktor leise um die Ecke zu fahren. Oma schaue sich um und als sie sah, dass alles geklappt hatte, ging sie endlich ganz in den Hof und schloss die Türe hinter sich. Nun hieß es warten, bis Oma und die Nachbarin im Haus verschwunden waren. Kaum hatten die gehört, wie die Haustüre ins Schloss fiel, da gab Ole auch schon Gas. Emilia wäre fast vom Anhänger gefallen und Leo rettete sie im letzten Augenblick durch einen beherzten Griff nach ihren Zöpfen. „Puh, gerade noch mal gut gegangen!“ Er nahm sie fest in den Arm und der Traktor mit Ole am Steuer rumpelte und hüpfte den holprigen Gartenweg entlang.


Endlich erreichten sie die Mooswiese und dahinter ragte der Himbeerwald auf. Ole rangierte eine Weile herum, bis er den Anhänger genau vor dem Weg zu Leos und Emilias Behausung in Position gebracht hatte.









Leo und er schleppten in Windeseile die Möbel zum Anhänger und stapelten alles ordentlich auf. Emilia packte derweil noch die Kleinigkeiten in einen Korb und als sie alles aufgeladen hatten rumpelte Oles Traktor den gleichen Weg zurück.

Unterwegs erntete er noch rasch ein paar Pilze, die am Wegesrand wuchsen und dann mussten sie versteckt hinter dem Auto des Nachbarn geduldig warten, bis Oma ihren Tee ausgetrunken hatte und endlich das Hoftor öffnete.



Mit Vollgas ging es die Straße hinauf und dann in Omas Hof hinein. Dort half Oma, die Möbel in ihren Einkaufskorb zu packen und trug sie bis zur Wohnung unter der Dachbodentreppe. Gerade, als sie den Wäschekorb in die Stube schieben wollte, rief Emilia: „Achtung, bloß nicht fallen lassen, da ist ein Erbstück drin!“ Oma schaute vorsichtig in den Korb und staunte mit offenem Mund: Eine solch wunderbare Kaffekanne hatte sie noch nie gesehen. Emilia lächelte stolz. „Die hat mein Urururgroßvater vom Burgherrn unten um die Ecke persönlich geschenkt bekommen. Für treue Dienste als Hausnisser in der Burg. Sowas hat nicht jeder!“ Oma nickte, immer noch sprachlos, und stellte den Korb besonders vorsichtig ab. Leo und Ole schoben und räumten die Möbel hin und her und endlich sah die Wohnung so aus, wie es sein sollte für eine ordentliche Nisserwohnung. Oma lobte die beiden sehr und stellte fest: Wie gut, dass ich euch euer Badezimmer außerhalb eingerichtet habe, es wäre sonst doch recht eng geworden in eurer neuen Wohnung. Sie zeigte den Trollen, wo sie in Zukunft ihre Morgentoilette erledigen können und schaute anschließend auf die Uhr: „Es ist schon spät, ich werde mich jetzt um das Abendbrot für Opa kümmern. Esst ihr mit uns oder kocht ihr ein Einweihungsessen ?“ Emilia zeigte stolz auf den neuen Herd von Oma. „Den wollte ich gerne ausprobieren. Ole hat prima Pilze geerntet und ich habe im Vorbeigehen noch zwei wilde Erdbeeren gefunden. Ich würde gerne heute selber kochen, wenn es dir nichts ausmacht.“ Ole sah von einem zum Anderen „Und ich würde gerne noch mal ein Trollmenu essen. Wenn ich also eingeladen bin, bleibe ich auch gerne hier zum Essen.“ Oma nickte verständnisvoll und ließ das kleine Volk alleine zurück, um endlich Kartoffeln zu schälen. Als Opa heim kam, hörte er lustiges Gekicher und Gelächter im Treppenhaus und schloss daraus folgerichtig, dass er und Oma heute mal alleine Essen würden. Sie berichtete ihm vom Umzug und erinnerte ihn daran, das er unbedingt morgen den Steg zur Wohnung anbringen müsse, damit diese leidige Schnur aus ihrem Treppenhaus verschwinden könne.
„ Jaja, ich kümmere mich darum, gleich morgen“, murmelte Opa und sie glaubte, noch etwa
 wie: Dieses Volk macht nur Arbeit…… gehört zu haben. Er tadelnder Blick von ihr und 
Opa grinste: „Du weißtdoch, wie ich es meine, mein Schatz. Hab schon Holz dafür besorgt,
fehlt nur noch das Geländer und passende Schrauben.“

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